Das Arbeitsministerium will Firmen und Beschäftigte für KI-Anwendungen sensibilisieren – und so auch Befürchtungen vor Jobverlusten entgegentreten. Experten äußern sich zurückhaltend.
München, Berlin Hubertus Heil nimmt einen Elektrobohrer in die Hand, versenkt eine Schraube in dem Metallbauteil und blickt auf den Bildschirm. Die Anzeige leuchtet grün, alles okay. Beim zweiten Versuch ist der Bundesarbeitsminister etwas fahrig, der Winkel passt nicht, das Display wird orange – nicht optimal.
Der SPD-Politiker lässt sich am Dienstag im neu eröffneten „KI-Studio“ in München vorführen, wie Künstliche Intelligenz den Arbeitsalltag erleichtern kann. Die Software erkennt, ob Schraubwinkel und Drehmoment passen, ob die Unterscheibe richtig eingelegt wurde und ob die Beschäftigten eine Pause benötigen. Höchste Präzision der Bohrungen ist beispielsweise bei Batteriepacks für Elektrofahrzeuge wichtig, sonst könnten die Autos in Flammen aufgehen.
So wie Heil sollen sich künftig auch Entscheider und Beschäftigte aus kleinen und mittleren Unternehmen über praktische KI-Anwendungen informieren können. Hier, im ersten stationären KI-Studio in München, und in einem zweiten, das gegen Jahresende in Stuttgart eröffnen soll. Der Rest der Republik wird mit KI-Bussen bedient, die durchs Land touren. Entwickelt hat das Konzept das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart.
Denn der Arbeitsminister ist überzeugt, dass sich kein Betrieb und kein Beschäftigter dem Thema entziehen kann. Die Digitalexperten seines Hauses gehen davon aus, dass bis 2035 jeder Arbeitsplatz von Künstlicher Intelligenz betroffen sein wird.
Quelle: Handelsblatt.com Hofer, Specht, 13.09.2023